Bei der - vermutlich allen Lehrern aus der Unterrichtspraxis vertrauten - Angst beim Sprachenlernen handelt es sich um eine komplexe psychologische Dynamik, deren Hintergründe vorliegender Beitrag aus vornehmlich kulturpsychologischer Sicht zu erörtern sucht. Wird die Frage der Kultur beispielsweise in Schumanns acculturation theory synchronisch unter dem Aspekt der interkulturellen Annäherung behandelt, sollen hier die gesellschaftlich tradierten Motive spezifischer Sprachangst in einer gegebenen Kultur im Vordergrund stehen. Die Empirie des Fremdsprachenunterrichts im mittelitalienischen Kulturkreis legt im spezifischen Falle ein Deutungsmuster nahe, in dem die fließenden Übergänge eines Modells steigender Sprachangst durch einen durchgängig hohen Grad an seitens der Bildungsinstitute induzierte, d. h. gesellschaftlich hinzu gefügte Angst überdeckt wird. Ausgehend von Krashens affective-filter-Hypothese, mit der die emotionale Dimension beim Sprachenlernen breites in den 1980er Jahren wissenschaftliches Interesse erlangt hatte, wird in den - in jüngster Zeit vornehmlich von amerikanischen Forschern eingehender betriebenen - Studien zur Foreign language anxiety mittlerweile eine pragmatisch orientierte Erforschung der Angst beim Sprachenlernen angestrebt, die unterrichtsrelevante Daten ermittelt und daraus Empfehlungen und konstruktive Vermeidungsstrategien formuliert. In diesem Rahmen behandelt der zweite Teil des vorliegenden Beitrags Ergebnisse empirischer Untersuchungen zum (beim Diktat nach Selbstrevision gehäuft auftretenden) „hinzugefügten Fehler“ an einer mittelitalienischen Universität. Einem Phänomen, das geeignet ist, die Sprachangst sowohl in Hinsicht auf den Schwierigkeitsgrad der Aufgabe (Gewöhnungseffekt) zu beleuchten als auch in ihrem Verhältnis zu Geschlecht, Alter, Dauer und Intensität des Studiums.
Die Angst beim Sprachenlernen: Empirische Ergebnisse zum hinzugefügten Fehler / Senf, Kurt Jorg. - (2005), pp. 515-534. (Intervento presentato al convegno 1. Tagung Deutsche Sprachwissenschaft in Italien tenutosi a Roma, Università "Sapienza" nel 06/02/2004 - 07/02/2004)).
Die Angst beim Sprachenlernen: Empirische Ergebnisse zum hinzugefügten Fehler
SENF, Kurt Jorg
2005
Abstract
Bei der - vermutlich allen Lehrern aus der Unterrichtspraxis vertrauten - Angst beim Sprachenlernen handelt es sich um eine komplexe psychologische Dynamik, deren Hintergründe vorliegender Beitrag aus vornehmlich kulturpsychologischer Sicht zu erörtern sucht. Wird die Frage der Kultur beispielsweise in Schumanns acculturation theory synchronisch unter dem Aspekt der interkulturellen Annäherung behandelt, sollen hier die gesellschaftlich tradierten Motive spezifischer Sprachangst in einer gegebenen Kultur im Vordergrund stehen. Die Empirie des Fremdsprachenunterrichts im mittelitalienischen Kulturkreis legt im spezifischen Falle ein Deutungsmuster nahe, in dem die fließenden Übergänge eines Modells steigender Sprachangst durch einen durchgängig hohen Grad an seitens der Bildungsinstitute induzierte, d. h. gesellschaftlich hinzu gefügte Angst überdeckt wird. Ausgehend von Krashens affective-filter-Hypothese, mit der die emotionale Dimension beim Sprachenlernen breites in den 1980er Jahren wissenschaftliches Interesse erlangt hatte, wird in den - in jüngster Zeit vornehmlich von amerikanischen Forschern eingehender betriebenen - Studien zur Foreign language anxiety mittlerweile eine pragmatisch orientierte Erforschung der Angst beim Sprachenlernen angestrebt, die unterrichtsrelevante Daten ermittelt und daraus Empfehlungen und konstruktive Vermeidungsstrategien formuliert. In diesem Rahmen behandelt der zweite Teil des vorliegenden Beitrags Ergebnisse empirischer Untersuchungen zum (beim Diktat nach Selbstrevision gehäuft auftretenden) „hinzugefügten Fehler“ an einer mittelitalienischen Universität. Einem Phänomen, das geeignet ist, die Sprachangst sowohl in Hinsicht auf den Schwierigkeitsgrad der Aufgabe (Gewöhnungseffekt) zu beleuchten als auch in ihrem Verhältnis zu Geschlecht, Alter, Dauer und Intensität des Studiums.I documenti in IRIS sono protetti da copyright e tutti i diritti sono riservati, salvo diversa indicazione.