Bei Lernhemmungen im Sinne dieses Beitrags handelt es sich nicht um Sonderfälle, um ungewöhnlich behinderte Lerner, die individueller Betreuung bedürfen. Vielmehr geht es um eine völlig normale Pathologie des Lernalltags, die insbesondere an Schule und Universität, gleichermaßen aber auch im Privatleben zu beobachten ist. Als typisch erscheint hierbei das Fach Fremdsprachen. Ist innerhalb der Bildungsinstitutionen oder privat von Fremdsprachen auch nur beiläufig die Rede, werden häufig Reaktionen wie Selbstunterschätzung, Verzicht a priori, Verschiebung bzw. Rationalisierung laut („Ich bin völlig unbegabt für Sprachen“, „Ich probiere es gar nicht erst“, „Erst muss ich alle Regeln wiederholen“ u. ä). Ähnliches ist im Falle der Übung oder Anwendung zu beobachten. Wo fremdsprachliche Handlungen gefragt sind – seien es schulische Übungen oder natürliche Kommunikation – geht die Palette von Verweigerung, Retention, Schuldgefühlen, Verdrängung und diffuser Nervosität bis zur Paralyse („O Gott, verlangen Sie bloß nicht, dass ich spreche“, „Ich wüsste es ja, aber ich schäme mich“, „Entschuldige, wenn ich Fehler mache“, „Ich weiß es bestimmt, aber es will mir nicht einfallen“, „Ich fühle mich konfus/ blockiert“ usw.). Besonders gut nachweisbar sind in diesem Zusammenhang leistungsmindernde Fehlhandlungen bei schriftlicher Produktion, typisch hierfür der nachträglich hinzugefügte Fehler. Zu diesem spezifischen Aspekt stellt der vorliegende Beitrag eine Untersuchung vor, in der versucht wird, den Hintergründen und der Dynamik solch hemmender Vorgange näher zu kommen.
Lernhemmungen in der Unterrichtspraxis: Untersuchung zum hinzugefügten Fehler im Diktat / Senf, Kurt Jorg. - In: DAF WERKSTATT. - ISSN 2279-5081. - 3:(2004), pp. 27-45.
Lernhemmungen in der Unterrichtspraxis: Untersuchung zum hinzugefügten Fehler im Diktat
SENF, Kurt Jorg
2004
Abstract
Bei Lernhemmungen im Sinne dieses Beitrags handelt es sich nicht um Sonderfälle, um ungewöhnlich behinderte Lerner, die individueller Betreuung bedürfen. Vielmehr geht es um eine völlig normale Pathologie des Lernalltags, die insbesondere an Schule und Universität, gleichermaßen aber auch im Privatleben zu beobachten ist. Als typisch erscheint hierbei das Fach Fremdsprachen. Ist innerhalb der Bildungsinstitutionen oder privat von Fremdsprachen auch nur beiläufig die Rede, werden häufig Reaktionen wie Selbstunterschätzung, Verzicht a priori, Verschiebung bzw. Rationalisierung laut („Ich bin völlig unbegabt für Sprachen“, „Ich probiere es gar nicht erst“, „Erst muss ich alle Regeln wiederholen“ u. ä). Ähnliches ist im Falle der Übung oder Anwendung zu beobachten. Wo fremdsprachliche Handlungen gefragt sind – seien es schulische Übungen oder natürliche Kommunikation – geht die Palette von Verweigerung, Retention, Schuldgefühlen, Verdrängung und diffuser Nervosität bis zur Paralyse („O Gott, verlangen Sie bloß nicht, dass ich spreche“, „Ich wüsste es ja, aber ich schäme mich“, „Entschuldige, wenn ich Fehler mache“, „Ich weiß es bestimmt, aber es will mir nicht einfallen“, „Ich fühle mich konfus/ blockiert“ usw.). Besonders gut nachweisbar sind in diesem Zusammenhang leistungsmindernde Fehlhandlungen bei schriftlicher Produktion, typisch hierfür der nachträglich hinzugefügte Fehler. Zu diesem spezifischen Aspekt stellt der vorliegende Beitrag eine Untersuchung vor, in der versucht wird, den Hintergründen und der Dynamik solch hemmender Vorgange näher zu kommen.I documenti in IRIS sono protetti da copyright e tutti i diritti sono riservati, salvo diversa indicazione.