In the period November-December 2010 the Italian media discourse is particularly turbulent, treating - in contrast to other European countries - not the economic crisis but Berlusconi. The anomalia Berlusconi is increasingly perceived as a state of emergency in domestic as well as foreign policy, various media events and related discoursive struggles, all more or less entangled with the Berlusconi anomaly, shape the everyday discourse and at last produce a government crisis whose persistence - at middle December - induces Italian as well as international media to announce "the end of the Berlusconi era" (la fine dell'era Berlusconi). This contribution represents a first attempt to examine this turbulent situation from a discourse analytical point of view. After detecting those media (daily newspapers, TV news, talk shows) that are most involved in the examined discoursive struggles, a range of central discourse strands (machismo, racism, institutions/legality, students' protests) is chosen to be analyzed by means of typical fragments (headlines and titles, illustration, text sections) in oppositional as well as government-friendly media. Thus first answers can be given to the general question: Which fields of sayability are in the examined period disclosed to the average newspaper reader and TV news viewer in Italy? The comparison of the discoursive strategies used from the different media positions leads to the thesis of the Berlusconi anomaly, an interpretation pattern that helps answer a further question: through which discoursive means the oppositional media contribute to increase perception of anomaly? And which strategies are used, in contrast, by the right-wing and government-friendly media to contain emerging fear of denormalization? This viewpoint permits also hypotheses regarding one last question: which possibilities are activated to contrast the hegemonial tendencies of re-normalization through an efficient opposing discourse?

Im Zeitraum November-Dezember 2010 geht es im italienischen Mediendiskurs recht turbulent zu - wobei hier (im Unterschied zu anderen Ländern Europas) nicht von Wirtschaftskrisen die Rede ist sondern von Berlusconi. Die anomalia Berlusconi wird verstärkt als innen- (und außen)politischer Ausnahmezustand wahrgenommen, mediale Ereignisse und entsprechende diskursive Deutungskämpfe überschlagen sich, die alle mehr oder weniger in diskursiver Verschränkung zur Berlusconi-Anomalie stehen, zunehmend den Alltagsdiskurs mitformen und schließlich eine derart anhaltende Regierungskrise mitproduzieren, dass es (bis Mitte Dezember) nicht nur italienischen sondern auch zahlreichen internationalen Medien als gerechtfertigt erscheint, vom „Ende der Berlusconi-Ära“ (la fine dell'era Berlusconi) zu sprechen. Der Beitrag stellt einen ersten Versuch dar, diese turbulente Situation diskursanalytisch zu erschließen. Zunächst werden unter den Medien (Tageszeitungen, Fernsehnachrichten, Talkshows) diejenigen herausgegriffen, die in den im Untersuchungszeitraum ausgetragenen Deutungskämpfen besonders von sich reden machen. Anschließend werden die in den Medien behandelten Themen auf eine Auswahl zentraler Diskursstränge (Machismo, Rassismus, Institutionen/Rechtsstaatlichkeit, Studentenprotest) beschränkt, welche schließlich anhand typischer Fragmente (Schlagzeilen und Überschriften, Bebilderung, Textteile) sowohl in den oppositionellen als auch in den regierungstreuen Medien analysiert werden. Hieraus ergeben sich erste Antworten auf die allgemeine Frage: Welche Felder der Sagbarkeit eröffnen sich im Untersuchungszeitraum dem durchschnittlichen Zeitungsleser und Fernsehzuschauer in Italien? Die Gegenüberstellung der diskursiven Strategien, die von den unterschiedlichen medialen Positionen aus angewandt werden, führt zur Formulierung der These von der Berlusconi-Anomalie, ein Deutungsmuster, welches Antworten auf eine weitere Fragestellung ermöglicht: Mit welchen diskursiven Mitteln tragen die oppositionellen Medien zu einer verstärkten Wahrnehmung der Berlusconi-Anomalie bei? Welche Strategien benutzen dem gegenüber die regierungstreuen rechten Medien, um aufkommende Denormalisierungsängste einzudämmen? Unter dieser Perspektive bringt die Analyse schließlich auch Hypothesen zu einer letzten Frage hervor: Welche Möglichkeiten zeichnen sich ab, den hegemonialen Re-Normalisierungs-Tendenzen einen wirksamen Gegendiskurs zu liefern?

Das Ende der Berlusconi-Ära? Deutungskämpfe und Sagbarkeitsfelder in den italienischen Medien / Senf, Kurt Jorg. - STAMPA. - (2011), pp. 200-222.

Das Ende der Berlusconi-Ära? Deutungskämpfe und Sagbarkeitsfelder in den italienischen Medien

SENF, Kurt Jorg
2011

Abstract

In the period November-December 2010 the Italian media discourse is particularly turbulent, treating - in contrast to other European countries - not the economic crisis but Berlusconi. The anomalia Berlusconi is increasingly perceived as a state of emergency in domestic as well as foreign policy, various media events and related discoursive struggles, all more or less entangled with the Berlusconi anomaly, shape the everyday discourse and at last produce a government crisis whose persistence - at middle December - induces Italian as well as international media to announce "the end of the Berlusconi era" (la fine dell'era Berlusconi). This contribution represents a first attempt to examine this turbulent situation from a discourse analytical point of view. After detecting those media (daily newspapers, TV news, talk shows) that are most involved in the examined discoursive struggles, a range of central discourse strands (machismo, racism, institutions/legality, students' protests) is chosen to be analyzed by means of typical fragments (headlines and titles, illustration, text sections) in oppositional as well as government-friendly media. Thus first answers can be given to the general question: Which fields of sayability are in the examined period disclosed to the average newspaper reader and TV news viewer in Italy? The comparison of the discoursive strategies used from the different media positions leads to the thesis of the Berlusconi anomaly, an interpretation pattern that helps answer a further question: through which discoursive means the oppositional media contribute to increase perception of anomaly? And which strategies are used, in contrast, by the right-wing and government-friendly media to contain emerging fear of denormalization? This viewpoint permits also hypotheses regarding one last question: which possibilities are activated to contrast the hegemonial tendencies of re-normalization through an efficient opposing discourse?
2011
Im Griff der Medien. Krisenproduktion und Subjektivierungseffekte
9783897717589
Im Zeitraum November-Dezember 2010 geht es im italienischen Mediendiskurs recht turbulent zu - wobei hier (im Unterschied zu anderen Ländern Europas) nicht von Wirtschaftskrisen die Rede ist sondern von Berlusconi. Die anomalia Berlusconi wird verstärkt als innen- (und außen)politischer Ausnahmezustand wahrgenommen, mediale Ereignisse und entsprechende diskursive Deutungskämpfe überschlagen sich, die alle mehr oder weniger in diskursiver Verschränkung zur Berlusconi-Anomalie stehen, zunehmend den Alltagsdiskurs mitformen und schließlich eine derart anhaltende Regierungskrise mitproduzieren, dass es (bis Mitte Dezember) nicht nur italienischen sondern auch zahlreichen internationalen Medien als gerechtfertigt erscheint, vom „Ende der Berlusconi-Ära“ (la fine dell'era Berlusconi) zu sprechen. Der Beitrag stellt einen ersten Versuch dar, diese turbulente Situation diskursanalytisch zu erschließen. Zunächst werden unter den Medien (Tageszeitungen, Fernsehnachrichten, Talkshows) diejenigen herausgegriffen, die in den im Untersuchungszeitraum ausgetragenen Deutungskämpfen besonders von sich reden machen. Anschließend werden die in den Medien behandelten Themen auf eine Auswahl zentraler Diskursstränge (Machismo, Rassismus, Institutionen/Rechtsstaatlichkeit, Studentenprotest) beschränkt, welche schließlich anhand typischer Fragmente (Schlagzeilen und Überschriften, Bebilderung, Textteile) sowohl in den oppositionellen als auch in den regierungstreuen Medien analysiert werden. Hieraus ergeben sich erste Antworten auf die allgemeine Frage: Welche Felder der Sagbarkeit eröffnen sich im Untersuchungszeitraum dem durchschnittlichen Zeitungsleser und Fernsehzuschauer in Italien? Die Gegenüberstellung der diskursiven Strategien, die von den unterschiedlichen medialen Positionen aus angewandt werden, führt zur Formulierung der These von der Berlusconi-Anomalie, ein Deutungsmuster, welches Antworten auf eine weitere Fragestellung ermöglicht: Mit welchen diskursiven Mitteln tragen die oppositionellen Medien zu einer verstärkten Wahrnehmung der Berlusconi-Anomalie bei? Welche Strategien benutzen dem gegenüber die regierungstreuen rechten Medien, um aufkommende Denormalisierungsängste einzudämmen? Unter dieser Perspektive bringt die Analyse schließlich auch Hypothesen zu einer letzten Frage hervor: Welche Möglichkeiten zeichnen sich ab, den hegemonialen Re-Normalisierungs-Tendenzen einen wirksamen Gegendiskurs zu liefern?
analisi critica del discorso; strategie discorsive; politica italiana 2010; anomalia politica; normalizzazione discorsiva; discorso mediatico.
02 Pubblicazione su volume::02a Capitolo o Articolo
Das Ende der Berlusconi-Ära? Deutungskämpfe und Sagbarkeitsfelder in den italienischen Medien / Senf, Kurt Jorg. - STAMPA. - (2011), pp. 200-222.
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