Die Opposition von Präsens und Futur I als Zukunftstempora wird untersucht auf der Grundlage eines 6.000 Belege umfassenden gegenwartssprachlichen Korpus (je 3.000 schriftliche und mündliche Beispiele). Sämtliche Belege sind in eine Datenbank eingegeben und nach 30 Parametern geprüft worden, die sich an den zentralen, in der Literatur diskutierten Forschungsfragen orientieren. In dieser Arbeit, die Denkanstöße aus der Kognitiven Linguistik, Pragmalinguistik und Grammatikalisierungsforschung vereint, wird die Tempusopposition als komplexes und vielschichtiges Phänomen gewürdigt. Es werden temporal-aspektuelle, modale, semantische, pragmatische und (morpho)syntaktische Regelmäßigkeiten herausgearbeitet und zueinander in Beziehung gesetzt. Auf dieser empirischen Basis werden verschiedene Tempusfunktionen postuliert, die Stufen progressiver Grammatikalisierung darstellen: für beide Tempora eine spezifisch temporale Funktion (Präsens Nähe/Kontinuität vs. Futur Ferne/Diskontinuität) sowie für das Futur eine pragmatische und eine semantische Hervorhebungs-Funktion (verstärktes Sprecherengagement in Relation zum Hörer bzw. Betonung der Sonderstellung des Ereignisses). Auf den verschiedenen Ebenen stehen sich also Futur als markiertes und Präsens als unmarkiertes Zukunftstempus gegenüber. Für beide Tempora ist schließlich – als Endpunkt der Grammatikalisierung – eine entsemantisiert-grammatische Funktion festzustellen, in der Präsens und Futur unterschiedslos austauschbar erscheinen. Ein Vergleich mit dem Italienischen rundet das Bild ab und zeigt überraschende Gemeinsamkeiten zwischen dem deutschen analytischen und dem italienischen synthetischen Futur auf.
Die Versprachlichung von Zukünftigkeit durch Präsens und Futur I. Eine ebenenübergreifende Untersuchung samt kontrastivem Ausblick auf das Italienische / DI MEOLA, Claudio. - STAMPA. - (2013).
Die Versprachlichung von Zukünftigkeit durch Präsens und Futur I. Eine ebenenübergreifende Untersuchung samt kontrastivem Ausblick auf das Italienische
DI MEOLA, Claudio
2013
Abstract
Die Opposition von Präsens und Futur I als Zukunftstempora wird untersucht auf der Grundlage eines 6.000 Belege umfassenden gegenwartssprachlichen Korpus (je 3.000 schriftliche und mündliche Beispiele). Sämtliche Belege sind in eine Datenbank eingegeben und nach 30 Parametern geprüft worden, die sich an den zentralen, in der Literatur diskutierten Forschungsfragen orientieren. In dieser Arbeit, die Denkanstöße aus der Kognitiven Linguistik, Pragmalinguistik und Grammatikalisierungsforschung vereint, wird die Tempusopposition als komplexes und vielschichtiges Phänomen gewürdigt. Es werden temporal-aspektuelle, modale, semantische, pragmatische und (morpho)syntaktische Regelmäßigkeiten herausgearbeitet und zueinander in Beziehung gesetzt. Auf dieser empirischen Basis werden verschiedene Tempusfunktionen postuliert, die Stufen progressiver Grammatikalisierung darstellen: für beide Tempora eine spezifisch temporale Funktion (Präsens Nähe/Kontinuität vs. Futur Ferne/Diskontinuität) sowie für das Futur eine pragmatische und eine semantische Hervorhebungs-Funktion (verstärktes Sprecherengagement in Relation zum Hörer bzw. Betonung der Sonderstellung des Ereignisses). Auf den verschiedenen Ebenen stehen sich also Futur als markiertes und Präsens als unmarkiertes Zukunftstempus gegenüber. Für beide Tempora ist schließlich – als Endpunkt der Grammatikalisierung – eine entsemantisiert-grammatische Funktion festzustellen, in der Präsens und Futur unterschiedslos austauschbar erscheinen. Ein Vergleich mit dem Italienischen rundet das Bild ab und zeigt überraschende Gemeinsamkeiten zwischen dem deutschen analytischen und dem italienischen synthetischen Futur auf.I documenti in IRIS sono protetti da copyright e tutti i diritti sono riservati, salvo diversa indicazione.