Gegenstand der Untersuchung sind semantisch irrelevante Rektionsschwankungen bei entlehnten, sekundären und primären Präpositionen, wobei auch Bildungen berücksichtigt werden, die nur gelegentlich eine präpositionale Funktion ausüben. Ein Überblick über die Normvorgaben zeigt, dass Rektionsschwankungen bei entlehnten Präpositionen weitgehend und bei sekundären Präpositionen selten erlaubt sind, bei primären Präpositionen gänzlich unbeachtet bleiben. Die Normvorgaben, soweit vorhanden, werden dem realen Sprachgebrauch gegenübergestellt. Als Korpus dienen Belege aus Cosmas II (pressesprachliche Texte) und aus dem Internet. Besonderes Augenmerk wird auf Normverletzungen gerichtet: sekundäre Genitiv-Präpositionen mit regelwidriger Dativrektion (z.B. hinsichtlich), sekundäre Dativ-Präpositionen mit regelwidriger Genitivrektion (z.B. gegenüber), sekundäre Akkusativ-Präpositionen mit regelwidriger Genitiv- und Dativrektion (z.B. betreffend), primäre Präpositionen mit regelwidriger Genitivrektion (z.B. seit). Es zeigt sich insgesamt, dass fast alle etablierten Präpositionen mit regelwidrigem Kasus auftreten. Auch nicht-etablierte Präpositionen kommen sehr häufig mit einem Kasus vor, der nicht den etymologischen Strukturverhältnissen entspricht. Derartige Rektionsschwankungen, die sich vor allem aus dem Zusammenwirken von Grammatikalisierungs- und Analogieprozessen erklären lassen, erscheinen somit als Regel- und nicht als Ausnahmefall. Eine statistische Untersuchung pressesprachlicher Texte zeigt exemplarisch anhand von 19 Präpositionen, dass die Prozentsätze normwidriger Kasusbelege jedoch zumeist gering sind. Insgesamt wird ersichtlich, dass im präpositionalen System des Deutschen – überraschenderweise – der Genitiv auf Kosten des Dativs an Boden gewinnt.

Rektionsschwankungen bei Präpositionen – erlaubt, verboten, unbeachtet / DI MEOLA, Claudio. - (2009), pp. 195-221.

Rektionsschwankungen bei Präpositionen – erlaubt, verboten, unbeachtet

DI MEOLA, Claudio
2009

Abstract

Gegenstand der Untersuchung sind semantisch irrelevante Rektionsschwankungen bei entlehnten, sekundären und primären Präpositionen, wobei auch Bildungen berücksichtigt werden, die nur gelegentlich eine präpositionale Funktion ausüben. Ein Überblick über die Normvorgaben zeigt, dass Rektionsschwankungen bei entlehnten Präpositionen weitgehend und bei sekundären Präpositionen selten erlaubt sind, bei primären Präpositionen gänzlich unbeachtet bleiben. Die Normvorgaben, soweit vorhanden, werden dem realen Sprachgebrauch gegenübergestellt. Als Korpus dienen Belege aus Cosmas II (pressesprachliche Texte) und aus dem Internet. Besonderes Augenmerk wird auf Normverletzungen gerichtet: sekundäre Genitiv-Präpositionen mit regelwidriger Dativrektion (z.B. hinsichtlich), sekundäre Dativ-Präpositionen mit regelwidriger Genitivrektion (z.B. gegenüber), sekundäre Akkusativ-Präpositionen mit regelwidriger Genitiv- und Dativrektion (z.B. betreffend), primäre Präpositionen mit regelwidriger Genitivrektion (z.B. seit). Es zeigt sich insgesamt, dass fast alle etablierten Präpositionen mit regelwidrigem Kasus auftreten. Auch nicht-etablierte Präpositionen kommen sehr häufig mit einem Kasus vor, der nicht den etymologischen Strukturverhältnissen entspricht. Derartige Rektionsschwankungen, die sich vor allem aus dem Zusammenwirken von Grammatikalisierungs- und Analogieprozessen erklären lassen, erscheinen somit als Regel- und nicht als Ausnahmefall. Eine statistische Untersuchung pressesprachlicher Texte zeigt exemplarisch anhand von 19 Präpositionen, dass die Prozentsätze normwidriger Kasusbelege jedoch zumeist gering sind. Insgesamt wird ersichtlich, dass im präpositionalen System des Deutschen – überraschenderweise – der Genitiv auf Kosten des Dativs an Boden gewinnt.
2009
Deutsche Grammatik – Regeln, Normen, Sprachgebrauch. Institut für Deutsche Sprache Jahrbuch 2008
9783110209563
linguistica; tedesco; preposizioni; caso
02 Pubblicazione su volume::02a Capitolo o Articolo
Rektionsschwankungen bei Präpositionen – erlaubt, verboten, unbeachtet / DI MEOLA, Claudio. - (2009), pp. 195-221.
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