Auch in der Muttersprache wird eine vollständige Entwicklung dser Sprechfähigkeit, die das Mitreden als mündiger Bürger erlaubt, nur in wenigen Fällen erreicht. Mentale, vorwiegend psychologische Grenzen hemmen den freien und bewussten Gebrauch der verfügbaren sprachlichen Ressourcen. Diese Grenzen können als Teil einer kulturellen Tradition erklärt werden, die sich mit der – insbesondere durch Schule und Wissenschaft jahrhundertelang vermittelten – einseitig razionalistischen Betrachtung des Sprachlehrens und –lernens ausgebildet hat. Vormehmlich seitens erwachsener Lerner wird Fremdsprachenunterricht durch einen hohen Grad spezifischer „language anxiety“ belastet und verzerrt, die sich in unwillkürlichem Widerstand, Ablehnung, Rationalisierung u. ä. äußert. Derzeit diskutierte holistische Ansätze, welche die bisher vernachlässigte emotionale Dimension in die Erforschung und Neu-Bestimmung des Sprachen-Lehrens einbeziehen, könnten zu einer künftig offeneren und mündigeren Kommunikation beitragen.
Sprachen lernen und lehren: Überschreiten der selbstverschuldeten Unmündigkeit / Senf, Kurt Jorg. - (2004), pp. 16-22.
Sprachen lernen und lehren: Überschreiten der selbstverschuldeten Unmündigkeit
SENF, Kurt Jorg
2004
Abstract
Auch in der Muttersprache wird eine vollständige Entwicklung dser Sprechfähigkeit, die das Mitreden als mündiger Bürger erlaubt, nur in wenigen Fällen erreicht. Mentale, vorwiegend psychologische Grenzen hemmen den freien und bewussten Gebrauch der verfügbaren sprachlichen Ressourcen. Diese Grenzen können als Teil einer kulturellen Tradition erklärt werden, die sich mit der – insbesondere durch Schule und Wissenschaft jahrhundertelang vermittelten – einseitig razionalistischen Betrachtung des Sprachlehrens und –lernens ausgebildet hat. Vormehmlich seitens erwachsener Lerner wird Fremdsprachenunterricht durch einen hohen Grad spezifischer „language anxiety“ belastet und verzerrt, die sich in unwillkürlichem Widerstand, Ablehnung, Rationalisierung u. ä. äußert. Derzeit diskutierte holistische Ansätze, welche die bisher vernachlässigte emotionale Dimension in die Erforschung und Neu-Bestimmung des Sprachen-Lehrens einbeziehen, könnten zu einer künftig offeneren und mündigeren Kommunikation beitragen.I documenti in IRIS sono protetti da copyright e tutti i diritti sono riservati, salvo diversa indicazione.